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Papua
Die Dani: Zwischen Schweinefesten und Moderne
Die Dani, ein indigenes Volk im Hochland von Papua, Indonesien, ist für ihre einzigartige Lebensweise und Kultur bekannt – seit Jahrhunderten hat sich daran kaum etwas geändert. Rund 50 000 - 100 000 von ihnen leben heute im fruchtbaren Baliem-Tal in Westguinea.
Lea Katharina Nagel, vom 11.11.2024
Sesshaftigkeit und Alltagsleben
Bevor der amerikanische Zoologe Richard Archbold 1938 auf das Hochland-Tal in Papua stieß, blieben auch die Dani von der restlichen Welt unentdeckt. Ursprünglich lebten sie als halbnomadische Jäger und Sammler an der Küste, bevor sie sich aufgrund kriegerischer Auseinandersetzungen in die bergige Regionen zurückziehen mussten. Die Dani sind zwar heute sesshaft, doch am Leben selbst hat sich seit der grauen Vorzeit ihrer Ahnen und Urahnen wenig verändert.
Als erfahrene Ackerbauern leben sie nach wie vor in von dichten Hecken und Lehmwällen umgebenen Runddörfern mit getrennten Frauen- und Männerbereichen. Die strohbedeckten Hütten der Männer (honai) befinden sich meistens an der Stirnseite eines Dorfes, gegenüber des Eingangs, die kleineren Hütten (hinila) der Frauen, Kleinkinder und Schweine, an der Längsseite. Als Stammes-Oberhäupter fungieren ausgewählte Männer, die sich durch besondere Kenntnisse wie mythologisches Wissen oder persönliche Fähigkeiten wie Mut, Großzügigkeit oder Weisheit auszeichnen. Die Dani leben mehrheitlich polygam, wobei es trotzdem so etwas wie "Kernfamilien" gibt, die allerdings nicht zusammenleben – die Kinder verbringen die ersten Jahre fast ausschließlich bei der Mutter. Heranwachsende Jungen ziehen im Alter zwischen sechs bis zehn Jahren im Zuge aufwändiger und festgelegter Initiationsriten in das Männerhaus ein, Mädchen wiederum bleiben bis zu ihrer Hochzeit bei der Mutter. Auch die Arbeitsteilung in der patriarchalisch organisierten Gesellschaft ist nach Geschlechtern unterteilt: Die Frauen sind für den Großteil der alltäglichen Arbeit zuständig, während es in der Verantwortung der Männer liegt Hütten zu bauen und neue Felder anzulegen. Da das allerdings selten gemacht werden muss, sieht man sie - während die Frauen die Feldarbeit verrichten und Kinder aufziehen - häufig zusammensitzen, Schmuck basteln und stundenlang palavern.© Pvince73, Shutterstock
Die wesentliche Lebensgrundlage der Stämme liegt in der traditionellen Landwirtschaft und Schweinezucht verankert. Dani bauen auf kunstvoll angelegten Terrassenfeldern unter anderem Taro, Maniok, Bananen, allen voran jedoch Süßkartoffeln an. Die Flächen werden mittels Brandrodung nutzbar gemacht und waren traditionell zwischen den einzelnen Clans aufgeteilt und rechtlich zugesichert. Durch Bestrebungen externer Unternehmen, gibt es jedoch seit einigen Jahren immer wieder Spannungen hinsichtlich der Landrechte,
Schweine, Status, Schmuck
Ein integraler Bestandteil der Dani-Kultur sind Schweine. Sie sind der wertvollste Besitz eines Stammes und so etwas wie die zentrale Währungseinheit der Baliem-Region. Die Dani nutzen sie nicht nur als Nahrungsquelle, sondern auch als Tauschmittel oder als Symbol von Reichtum und dem sozialen Status einer Familie. Zu Hochzeiten, Trauerfeiern und religiösen Festen werden aufwendige Schweinefeste veranstaltet, bei denen nicht selten mehrere Dutzend geschlachtet und in Erdlöchern gekocht werden. Der Name der heutigen Provinzhauptstadt Wamena, in der aktuell rund 32.000 Menschen leben, leitet sich vom Dani-Wort für Schein, Wam, ab und bedeutet so viel wie „Ort der Schweine‘.
Obwohl man aufgrund modernen und missionarischen Einwirkens der Vergangenheit immer mehr Dani auch mit westlichen Kleidungsstücken sieht, ist ihre Bekleidung doch im Kern weitestgehend traditionell geblieben. Trotz der niedrigen Temperaturen des Hochland-Klimas sind die Männer nur mit einem Penisköcher (koteka) aus Stielen der Kürbisart Kalebasse bekleidet – Frauen tragen einen kurzen Rock beziehungsweise Schamschutz (yokal) aus kunstvoll geflochtener Rinde oder anderen Pflanzenfasern. Schönheitspflege und Aussehen sind wichtiger Bestandteil der Identität und des individuellen Ausdrucks beider Geschlechter. Sie schmücken Kopf, Nase und Brust mit bunten Vogelfedern, Knochen, Kaurischnecken, Wildschwein-Stoßzähnen und Muscheln, um Eigenschaften wie Mut und Fruchtbarkeit zur Schau zu stellen.© Billy Julius Krey, Shutterstock
Die Geschichte der Dani schenkt bis heute einen faszinierenden Einblick in die Tiefe menschlicher Kultur, in Symbolreichtum und Riten. Doch trotz Authentizität und Abgeschirmtheit, dreht sich auch hier das Rad der Zeit weiter. Machtbestrebungen, Klimawandel und externe Interessen wirken verstärkt auf die lokale Kultur ein, verändern und bedrohen sie.