1. Magazin
  2. Reportagen
  3. Malta will grüner werden

Malta

Malta will grüner werden

Ein Salatfeld auf Malta mit Lastwagen und Auto im Hintergrund© Lisa Mar, Shutterstock · Nachhaltigkeit und Umweltschutz werden immer drängender

Immer mehr Menschen drängen sich in Malta auf kleinstem Raum. Dementsprechend schwer hat es die Natur, sich zu behaupten. Inzwischen sind Nachhaltigkeit und Umweltschutz aber auch im Inselstaat ein brennendes Thema.

Klaus Bötig & Gabriele Walter, vom 16.11.2024

Malta braucht Energie und Trinkwasser. Da geht es dem kleinen Inselstaat nicht anders als jeder großen Nation. Aber hier müssen alle infrastrukturellen Notwendigkeiten und jährlichen Touristenscharen auf nur 316 km² Fläche untergebracht werden. Da bleibt kaum Platz für Felder und Wälder, bietet sich kaum Gelegenheit zu ökologischem Landbau. Nur 0,6% des landwirtschaftlich genutzten Bodens werden bisher organisch bestellt, bis 2030 will man die 5% Marke erreicht haben.

Kaum Platz für ökologischen Landbau

Für die Abfallentsorgung nutzte Malta in der Vergangenheit die gigantischen Steinbrüche, aus denen die Steinblöcke für fast alle Inselbauten stammen. Vor allem der Bauschutt, der bei zahllosen Neubauten anfiel, kam hinein. Nach wie vor ziehen junge Malteser nur ungern in Altbauten ein, ein eigenes neues Domizil gehört zur Standard-Mitgift vieler Brautleute. Darum stehen Zehntausende Häuser und Wohnungen leer, während weiterhin fleißig neue errichtet werden.

Hausmüll wurde noch vor einigen Jahren größtenteils in den Mülldeponien von Qortin und Maghtab und in der Müllverwertungsanlage von Sant’ Antnin aufgenommen. Seither hat sich Malta mit Hilfe der EU kleinschrittig in Richtung Nachhaltigkeit bewegt: Es gibt eine ordentliche Mülltrennung, Müll wird jeden Tag (außer Sonntags) abgeholt und die Bürger haben unbegrenzte Entsorgungskapazitäten. Wasser wiederum bezieht Malta nach wie vor aus Grundwasserbohrungen und aus energieintensiven Meerwasserentsalzungsanlagen. Der Großteil der Abwässer Maltas fließt erst seit wenigen Jahren zu 80 Prozent in eine große Kläranlage im Süden der Insel und zwei kleinere bei Mellieha und auf Gozo. Doch die Wasserinfrastruktur ist nach wie vor unterdimensioniert – nicht ausreichend geklärtes Abwasser fließt in unmittelbarer Strandnähe ins Meer. RN_Malta2_Sergio Delle Vedove.jpg

Auf der Suche nach regenerativen Energien

Die gesamte Elektrizität für den Inselstaat erzeugen ein großes Öl-Kraftwerk in Delimara an der Marsaxlokk Bay und ein kleineres in Marsa am Grand Harbour, das seit 2015 schrittweise stillgelegt wird. Windenergie wird auf Malta kaum genutzt. Solarenergie soll allerdings in Zukunft verstärkt eingesetzt werden. Die private Organisation, die auf Malta viel für die Natur bewirkt hat, ist BirdLife Malta. Sie setzt sich vor allem dafür ein, den mehr als 12 000 leidenschaftlichen Vogeljägern des Landes Einhalt zu gebieten, die rund 80 Prozent der freien Naturflächen der Inseln für ihr mörderisches Hobby nutzen dürfen. Noch. Mit Hilfe strikter Jagdregulierungen durch die EU scheint eine langsame Wende in Gang zu kommen. 2019 verbot der Europäische Gerichtshof die Finkenjagd, das Urteil wurde jedoch von der maltesischen Regierung durch das Einsetzen einer Ausnahmeregelung umgangen. Erneute Klagen werden von der starken Jägerlobby immer wieder boykottiert. BirdLife Malta hat aber Erfolge zu verzeichnen: Bereits seit 1978 besteht auf privat angekauftem Grund das Ghadira Natural Reserve, das erste Vogelreservat der Inseln. Inzwischen ist mit Is-Simar bei Xemxija ein zweites hinzugekommen. Sechs weitere nicht ganz so strikte Schutzgebiete betreut die gleichaltrige NGO Nature Trust, etwa das Areal am Dwejra Lake auf Gozo.

Die ersten Bio-Läden auf Malta

Um die Wiederaufforstung der Inseln und die Einführung ökologischen Landbaus bemüht sich insbesondere die auch vom deutschen Reiseveranstalter Studiosus unterstützte Gaia Foundation. Urlauber können helfen, Malta auf einen grünen Weg zu bringen, in dem sie beispielsweise das Öko-Olivenöl der Gaia-Marke "Athene" kaufen – oder in den ersten Bio-Läden des Landes shoppen, zum Beispiel bei Organika im Herzen der gozitanischen Hauptstadt Victoria.

Passende DUMONT Titel

Weitere interessante Reportagen

Topseller

@dumontreise Instagram