- Magazin
- Reportagen
- Santuari de Lluc – zwischen Glaube und Gebirge
Mallorca
Santuari de Lluc – zwischen Glaube und Gebirge
Inmitten der Serra de Tramuntana vereint das Kloster Santuari de Lluc spirituelle Geschichte und herrliche Natur. Trotz Touristenströmen hat sich hier ein ruhiges Refugium etabliert, das zum Verweilen und innerer Einkehr einlädt.
Lea Katharina Nagel, vom 22.11.2024
Circa 35 Kilometer nordöstlich von Palma führt eine kurvenreiche Straße zu der prächtigen Anlage des Klosters Santuari de Lluc. Umgeben von hohen Bergen, hat sich hier ein Ort von emsigem Pilgertourismus und meditativer Ruhe etabliert. Der Gipfel des Massanella thront mächtig über der historischen Anlage und mag man an Gott glauben oder nicht: Umgeben von Gestrüpp, Bergen und Erinnerungen an die heilige Legende, ist diesem Ort eine besondere Energie anheim.
Wie alles begann: Die Legende des heiligen Lluc
Das Heiligtum Santuari de Llucs ist die Mare de Déu de Lluc( "Gottesmutter von Lluc"), eine 61cm große schwarze Madonnenfigur, die heute hinter dem Hauptaltar der zentralen Wallfahrtskirche aufbewahrt wird. La Moreneta, die kleine Braune, so wird sie von den Einheimischen genannt. Um sie und die damit verbundene Klostergründung rankt sich eine Legende, der man in abgewandelter Form so häufiger an christlichen Refugien auf der Baleareninsel begegnet. Im Jahr 1229 soll sie der arabische Hirtenjunge Lluc ("Lucas") unweit der heutigen Anlage im Gestrüpp des Bachlaufs gefunden haben – die Familie des Jungen war zuvor im Zuge der Reconquista zum Christentum konvertiert. Lluc übergab den Fund dem Priester von Escorca und nachdem die Statue mehrmals verschwunden und wundersamerweise wieder in der Natur aufgefunden wurde, errichtete man der Madonna zu Ehren eine kleine Kapelle. Trotz der folgenden Popularität, ist die enorme Beliebtheit des Klosters durchaus erstaunlich: Denn bereits im Jahr 1273 soll sich ein Finca-Besitzer über lärmende Pilgerscharen, die auf seinem Grund kampierten, beschwert haben.
© Adam J, Shutterstock
Aus der kleinen Kapelle hat sich im Laufe der Zeit ein gewaltiger Komplex entwickelt, wobei die meisten Bauten aus dem 16., 17. und 18. Jahrhundert stammen. Das Zentrum bildet die Basilika, deren Grundstein 1622 gelegt wurde. Nachdem Stück für Stück einzelne Elemente wie der Hauptaltar hinzukamen, wurde sie mit reichlich Verspätung 1914 offiziell eingeweiht. Bei der Innenausstattung hatte der bekannte spanische Architekt Antonio Gaudí seine Finger im Spiel.
© Altrendo Images, Shutterstock
Die heutige Anlage
Santuari de Lluc erstreckt sich über mehrere Flügel, Höfe, Gebäude und Nebengebäude. Fassaden und Innenräume folgen einem stilistischen Mix aus Renaissance, Barock und Neobarock. Untergebracht sind nicht nur Kirche und Konvent, sondern auch ein Gymnasium, ein Internat und ein kleines Museum. Ehemalige Klosterzellen wurden saniert und zu einem Hotel umgestaltet, auf dem Vorplatz gibt es ein nettes Café und eine heimelige Bäckerei. Eingestellt auf Besucher aus aller Welt, verfügt das Kloster heute über 81 Gästezimmer und 39 Apartments – die meisten von ihnen sind recht einfach gehalten. Außerdem gibt es einen für mallorquinische Verhältnisse seltenen Zeltplatz, dessen Infrastruktur jedoch bescheiden ist. Musikinteressierte wird es außerdem freuen, dass hier international bekannter Chornachwuchs ausgebildet wird, namentlich Die El Blauets. Im 16. Jahrhundert als reiner Knabenchor gegründet, werden heute auch Mädchen zugelassen. Die El Blauets treten in regelmäßigen Abständen auf, doch mit etwas Glück kann man bei einem Besuch dem tägliche Üben lauschen.
© Adam J, Shutterstock
Doch mit jährlich fast einer Million Besucher bewegt sich Santuari de Lluc in einem Geflecht zwischen Kommerz und Glaube – so wie es vielen populären Wallfahrtsorten gemein ist. Andenkenläden, zahlreiche Restaurants und Unterbringungen in der Umgebung sind zur Haupteinnahmequelle vieler Bewohner der Gegend geworden. Sowohl Pommesbuden als auch weitläufige Parkplätze sind - insbesondere in der Hauptsaison - an Scharen von Tagestouristen eingestellt. Es ist etwas Mut gefragt, um sich davon nicht abschrecken zu lassen, doch: Es lohnt sich. Sind die letzten Ausflügler und Busse abgezogen, entfaltet sich hier ein herrlicher Ort der Ruhe. Springbrunnengeplätscher, liebevoll gepflegte Gärten und herber Kräuterduft vermischen sich zu dem, was man hier wohl suchen kann ohne zu suchen. Wenn die Sonne sich schließlich Richtung Horizont neigt, kann man einen herrlich friedlichen Blick auf die Anlage genießen.