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Hamburg
Unterwegs in Hamburg: Durch die Speicherstadt
Die denkmalgeschützte Speicherstadt ist der größte zusammenhängende Lagerhauskomplex der Welt. In die Gebäude im Stil neugotischer Backsteinarchitektur sind heute Museen und Medienunternehmen eingezogen. Wir zeigen, welche insbesondere einen Besuch wert sind.
Eva Gerberding & Annette Maria Rupprecht, vom 01.10.2024
Ab 1888 mussten die Hamburger Reichszölle zahlen, weil sie in das deutsche Zollgebiet eingegliedert wurden. Um die Waren bis zum Wiederverkauf zollfrei zwischenlagern zu können, quartierte man kurzerhand 20.000 Einwohner um und riss das Hafenarbeiterviertel am Kehrwieder und Sandtorkai komplett ab, damit an seiner Stelle die Speicherstadt entstehen konnte. Lange Zeit war das Gelände südlich des Zollkanals abgeschottet, ein von Kanälen umflossener amphibischer Backsteinriegel, nur durch kleine Brücken mit der Stadt verbunden. In den mehrgeschossigen Lagerhauszeilen, mit Erkern, Türmchen, Zinnen und schmucken Giebeln verziert und mit unmittelbarem Wasserzugang, wurden Kaffee und Tee, Obst und Gewürze, Kautschuk und Tabak, Orientteppiche und andere Waren zwischengelagert. Von Booten und Schiffen wurden sie mit Winden hinauf- und durch die typischen Ladeluken hineinbefördert. Hunderte Firmen, die von Hafen und Handel lebten, hatten hier ihren Sitz, noch bis in die 1980er-Jahre hinein – und viele auch heute noch.
Heute ist die denkmalgeschützte Speicherstadt eine touristische Topattraktion. Neben der beeindruckenden Anlage selbst tragen die vielen in ihr untergebrachten Museen dazu bei.
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Zum Wasserschlösschen
Wir beginnen unsere Tour am "Rathaus" der Speicherstadt an der Ecke Bei St. Annen, das im Frührenaissancestil errichtet wurde. Das Gebäude beherbergt auch die Hamburger Hafen- und Lagerhaus-Aktiengesellschaft: ein auffälliges Gebäude von 1902/03 aus rotem Ziegel und Sandstein, mit grünem Kupferdach, Arkaden und einem Uhrtürmchen.
Dann führt der Holländische Brook, in dem übrigens Lessing in den drei Jahren seines Hamburger Aufenthalts lebte, zum Wasserschlösschen an der äußersten Spitze der Insel. Dort wohnten einst die Windenwächter, die für die Wartung der hydraulischen Speicherwinden zuständig waren. Den schönsten Blick auf dieses verwunschene Gebäude, in dem sich auch das Restaurant "Wasserschloss" befindet, hat man während der abendlichen Illumination von der Poggenmühlenbrücke.
Schmucke Backsteinfassaden
Den schönsten Gesamteindruck von der Speicherstadt erhält man vom Boot aus bei einer Hafenrundfahrt. Doch auch ein Spaziergang durch Alten Wandrahm und Zollstraße, Neuen Wandrahm und Brook bis zum Kehrwieder lohnt. Wer will kann unterwegs in etliche interessante Museen einkehren. Zuallererst in das Zollgebäude, direkt am Zollkanal gelegen, wo die repräsentative Schauseite der Speicherstadt Richtung Innenstadt zeigt. Das Deutsche Zollmuseum gibt Einblick in die Geschichte des Zolls und des Schmuggels. Daneben liegt das Restaurant "Schönes Leben". Am Ende des Alten Wandrahm befindet sich der "Dialog im Dunkeln", das Dialoghaus Hamburg. Wer schon mal vom Philosophen Arthur Schopenhauer (1788–1860) gehört hat, wird sich bei Haus Nr. 92 im Neuen Wandrahm seiner erinnern wollen. Er verbrachte hier seine Kindheit, die nicht besonders glücklich verlief. Der Vater litt unter Depressionen und stürzte sich 1805 vom Speicher des Hauses.
Im Speicherblock Kehrwieder 2 befinden sich gleich zwei bei Besuchern besonders beliebte Museen. Hamburg Dungeon liefert eine Art historischer Gespensterschau, ein Gruselkabinett der Hamburger Historie, während das Miniatur Wunderland mit der weltgrößten Modelleisenbahn und stolzen 16 Kilometer Schienennetz Fans aus aller Welt anzieht und das meistbesuchte Museum Hamburgs ist.
Museen sehen... und riechen
Richtung Kehrwiederspitze, wo zwischen 1990 und 2002 mit dem Hanseatic Trade Center ein moderner Bürokomplex von fünf Gebäuden mit 93.000 Quadratkilometern Bürofläche entstanden ist, geht es in den Sandtorkai. In einem Speicherkomplex linker Hand ist Spicy’s Gewürzmuseum untergebracht,eine Ode an die Gewürze und Aromen aus aller Welt und an den Gewürzhandel.
Wer seine Kenntnisse über den Lagerhauskomplex vertiefen möchte, kommt nicht umhin, am Sandtorkai das Speicherstadtmuseum (www.speicherstadtmuseum.de) aufzusuchen. Im authentischen Lagerhaus sind typische Waren und Arbeitsgeräte ausgestellt, die in der Speicherstadt benutzt wurden und werden, zum Beispiel Kaffeesäcke, Teekisten und Kautschukballen. Fotos und andere Exponate dokumentieren die Geschichte der Speicherstadt. Das Museum veranstaltet auch Führungen und Wechselausstellungen.
Kulturerlebnis Speicherstadt
Ein Stück weiter wird das Kesselhaus an den Metallsimulationen der beiden Schornsteine erkenntlich. Im historischen Backsteinbau befanden sich einst die Dampfmaschinen der Speicherstadt. Heute wird hier über die Zukunft von HafenCity und Speicherstadt informiert, u.a. anhand eines detailgetreuen, acht mal vier Meter großem Modell der HafenCity im Maßstab 1:500. Auch Führungen lassen sich hier buchen. Seit einigen Jahren wird die Speicherstadt außerdem beleuchtet. Dank der Lichtkonzeption von Regisseur und Autor Michael Batz verwandelte sich der historische Komplex auf 1,5 km Länge in ein faszinierendes nächtliches Panorama.