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Thailand, Costa Rica, Portugal

Reise, Arbeit, Alltag: Digitales Nomadentum

Mann mit einem Strohhut, der auf einem Stuhl in einem offenen Bungalow sitzt und auf einem Laptop vor einem Strand in Costa Rica arbeitet© Djavan Rodriguez, Shutterstock · Costa Rica gilt seit jüngster Zeit als Top-Destination

Das digitale Nomadentum boomt weltweit: Flexibles Arbeiten und Reisen locken immer mehr Menschen an beliebte Nomaden-Hotspots. Doch es gibt auch Herausforderungen.

Lea Katharina Nagel, vom 30.09.2024

Altes Konzept, neue Freiheit:

Obwohl es in den letzten Jahren zu einem erheblichen Aufwind gekommen ist, ist das Digitale Nomadentum de facto nicht wirklich etwas Neues. Der Begriff wurde bereits 1997 durch das Buch Digital Nomad von Tsugio Makimoto und David Manners geprägt. Viele der "traditionellen Nomads“ stammten aus der Tech-Branche, das Spektrum hat sich aber mittlerweile auf klassischere Berufe wie Anwälte und Wissenschaftler ausgeweitet. Einhergehend mit den technischen und gesellschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahre, sind Begeisterung und Möglichkeiten den Lifestyle auszuleben, explosionsartig gewachsen – dabei war die Corona-Pandemie und das damit zu einer Selbstverständlichkeit gewordene Remote-Working wohl einer der wichtigsten Treiber. Mittlerweile ist es ein globales Phänomen, das durch den innewohnenden Reiseaspekt besonders für jüngere Menschen attraktiv ist.

Digitale Nomaden – wer sie sind:

Die Gruppe der Digitalen Nomaden ist international, wobei der größte Anteil mit rund 30% aus den USA kommt, gefolgt von Deutschland und Großbritannien mit rund 11%. Es sind insbesondere jüngere Menschen, die im digitalen Bereich arbeiten und selbstständig sind, die an dem unkonventionellen Lebensmodell Gefallen finden – so liegt der Altersdurchschnitt zwischen 31-36 Jahre und das Bildungs- und Einkommensniveau sind vergleichsweise hoch. Laut Guardian könnte die Zahl der Digitalen Nomaden bis 2030 auf etwa 60 Millionen ansteigen.

Globale Hotspots für Nomaden:

Charakterisierend für die Top-Nomad Destinationen ist eine Mischung aus niedrigen Lebenshaltungskosten, zuverlässigem Internet, angenehmen Klima und einer lebendigen Community. Gefragte Ziele sind u.a. südostasiatische Länder wie Thailand oder Indonesien, im europäischen Raum gelten Portugal und Spanien als Spitzenreiter – aktueller Newcomer ist Costa Rica, was Mexiko den bislang führenden Rang in Lateinamerika abnehmen könnte. Weltweit haben sich viele Städte, Kommunen und Regierungen mittlerweile an die Bedürfnisse Digitaler Nomaden angepasst und bieten maßgeschneiderte Visa, beziehungsweise fördern eine Kultur und Infrastruktur, die Zusammenarbeit und interkulturellen Austausch entstehen lässt. Aktuell bieten über 50 Länder (Stand September 2024), darunter Kroatien und Kolumbien, spezielle Visa für Digitale Nomaden an oder Formen, die den Lifestyle ermöglichen – einige Länder wie Argentinien oder Südafrika haben die Visa bereits eingeführt, aber sie greifen teilweise in der Praxis noch nicht. Vorreiter ist aktuell Thailand mit dem Destination Thailand Visum, das die Möglichkeit einer Worcation klar ausschreibt. Typischerweise reichen die Visa von wenigen Monaten bis zu mehreren Jahren Aufenthaltsdauer. Doch ganz so leicht ist es nicht: Die Bedingungen und Anforderungen variieren stark und sind abhängig vom Einkommen, der Art der Tätigkeit und spezifischen Anforderungen des jeweiligen Landes – ohne eine zuverlässige Einkommensquelle und finanzielle Sicherheiten wird es kaum möglich sein, in einem der Länder ein dauerhaftes Nomad-Visum zu bekommen. Blick auf Koh Tao aus der Luft bei Sonnenuntergang am Soiree Strand© crowley production, Shutterstock

Flexibel, frei, digital:

Im Mittelpunkt steht die Erfahrung, ungebunden zu reisen, zu arbeiten, die Möglichkeit des Netzwerkens und ein entspanntes oder inspirierenden des Arbeitsumfeld zu haben. Digitale Nomaden wollen einen tristen Alltag durchbrechen, Flexibilität spüren und bewusst neue Erfahrungen machen. Durch social Media und entsprechende Communities können Kontakte schnell aufgebaut werden, Modelle von Co-Working und Co-Living fördern den internationalen Austausch aktiv. Durch Angebote wie Airbnb kann die Wahl der Unterkunft den Bedürfnissen angepasst werden und helfen den Tagesablauf freier zu gestalten. Gesicherter Internetzugang, Lebensqualität und ein geeigneter Arbeitsplatz bleiben dabei die entscheidenden Suchkriterien.

Zwischen Freiheit und Hürden:

Digitales Nomadentum kann die Work-Life-Balance nicht nur erleichtern, sondern auch erschweren, indem unter anderem die Unterkunftssuche und der unstete Alltag anstrengend sein können. Gerade bei Alleinreisenden besteht die Gefahr von sozialer Isolation und Einsamkeit. Auch weniger offensichtliche Herausforderungen wie Visabeschränkungen und -prozedere, Steuerunklarheiten oder administrative Hürden sind keine Seltenheit.

Einfluss der Nomaden: Wie sie lokale Kulturen verändern

Der Einfluss, den Digitale Nomaden auf lokale Gemeinschaften und nationale Ökonomien haben, kann sowohl gering als auch tiefgreifend und komplex sein: So kann die Anwesenheit einerseits zu einer direkten wirtschaftlichen Belebung durch Ausgaben für Wohnraum, Arbeitsplatz und Lebenshaltungskosten führen. Zudem können Digitale Nomaden den kulturellen und mentalitätsübergreifenden Austausch fördern und so Gemeinschaften vor Ort mit globalen Netzwerken, Produkten und Ideen verbinden.

Andererseits kann der Zustrom – besonders in Nomaden-Hotspots – ebenso zu einer Erhöhung der Mietpreise und Lebenshaltungskosten vor Ort führen. Ein Problem, das vorrangig in ärmeren Ländern zu beobachten ist und gravierende Konsequenzen für Einheimische hat. Zudem zeigen einige der Nomaden teils wenig Respekt gegenüber der fremden Wahlkultur und so sind alltägliche Spannungen keine Seltenheit – ein Thema, das bislang wenig Aufmerksamkeit erfährt.

Das sogenannte Digitale Nomadentum hat zwar wenig mit traditionellem Nomadentum zu tun, fasst aber die neuen Möglichkeiten rund um mehr Freiheit und Flexibilität im Arbeitsleben treffend zusammen. Welche transformierende Wirkung es zukünftig auf das Reiseverhalten, die Entwicklung lokaler Kulturen, interkulturellen Austausch und die Verschmelzung von Reise, Arbeit und Alltag hat, wird spannend bleiben.

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