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Äthiopien, Istanbul, Tokio
Im Herz von Kulturen: Märkte weltweit
Mal versteckt, mal zentral gelegen, sind Märkte die lebendigen Herzstücke von Städten. Von Afrika bis Europa bieten sie einen authentischen Einblick in Kultur, Handwerk und Alltag – es sind Orte, an denen man Leben spürt.
Lea Katharina Nagel, vom 17.10.2024
Weltweit sind Märkte lebendige Orte des kulturellen Austauschs, der sozialen Begegnungen und ein Spiegel traditioneller Lebensweisen. überall auf der Erde entfalten sie ein ganz eigenes Flair und bieten tiefe Einblicke in die Lebenswelten der Einheimischen. Von den authentischen Gassen des afrikanischen Merkato bis zu farbenprächtigen Ständen in Guatemala. Oftmals faszinieren sie durch ein scheinbar chaotisches, doch stimmiges Miteinander.
Merkato (Addis Abeba, Äthiopien)
Der Merkato ist der größte Freiluftmarkt Afrikas und existiert bereits seit dem frühen 19. Jhdt.. Hier kauft man ein in einem Labyrinth aus Gassen, schiebt sich zwischen wackeligen Ständen hindurch, begegnet fliegenden Händlern mit Bauchläden und tüchtigen Verkäufern. Atemberaubend, eindrücklich faszinierend – es ist ein erfrischendes Chaos. Die Schar täglicher Besucher gleicht einem Gesellschaftsquerschnitt: Von Bettlern und Geschäftsfrauen über junge Väter und lebendige Jugendliche bis zu Wasserschleppern und Hitzköpfen zeigt sich auf den wenigen Quadratmetern Addis Abeba in seiner vollen Pracht. Denn zu Kaufen gibt es fast alles. Haushaltswaren, Essen, Kleidung und Schuhe, Smartphonezubehör und Feuerzeuge. Auf dem Merkato findet man noch echte Authentizität, es ist etwas rau und direkt.
Großer Basar (Istanbul, Türkei)
Der Kapalı Çarşı ist der größte überdachte und gleichzeitig älteste Markt der Welt. Er liegt unweit der Hagia Sofia und der blauen Moschee, in einem der ältesten Distrikte der Bosporusmetropole. Seine Geschichte lässt sich bis in das 15. Jhdt. zurückverfolgen und ein Besuch gleicht dem Eintauchen in Tausendundeine-Nacht. Die Gewölbedecken sind mit feinen blauen, grünen und roten Mosaiksteinchen bespickt, 58 Straßenzüge und 4000 Ladengeschäfte schaffen ein traumgleiches orientalisches Flair.
Trotz der friedlichen Atmosphäre, wird gefeilscht bis zum Abwinken: Die Händler sind charmant, aber gegenüber dem Kundengeldbeutel nicht immer gnädig, schließlich wird ein erfolgreicher Tag angestrebt. Auf dem Großen Basar findet sich alles was das Einkaufsherz begehrt: Leuchtende Teppiche, duftende Gewürze, wunderschönen Schmuck, Gebetsketten, gefälschte Uhren, Möbel und starken Kaffee: Lebendig, authentisch und gigantisch.
© GTW, Shutterstock
Chichicastenango (Chichicastenango, Guatemala)
Der farbenfrohe Chichicastenango ist der größte Markt Zentralamerikas. Gelegen auf 2000m Höhe, wird er von Wäldern, Bergen und Schluchten umgeben. Abgehalten wird er vor der weißen Kirche Santo Tomás, wo sich vor über 500 Jahren noch ein Heiligtum der Quiché, einer zu den Maya zählenden indigen Volksgruppe, befand. Es wird gewuselt, gehandelt und gelacht. Die Stimmung ist trotz Besucherandrang authentisch und echt: Indianisch-stämmige Verkäufer bieten Handarbeit an, ihre traditionelle Kleidung leuchtet. In dem breiten Warenangebot finden sich bunte gewebte Decken, lässige Hängematten, Tücher und eine Menge Kinderkleidung. Dazu kommt Kunsthandwerk, Gold- und Silberschmiedekunst, Blumen, Gemüse und natürlich zahlreiche Essenstände, die insbesondere lokale Spezialitäten anbieten.
© Jose de Jesus Churion Del, Shutterstock
Camden Market (London, Großbritannien)
Der Camden Market ist eine Ansammlung von insgesamt sechs verschiedenen Märkten beziehungsweise Flohmärkten, die über mehrere Straßenzüge und einen Kanal verteilt sind – er liegt im gleichnamigen Bezirk Camden Town. Auf dem seit 1972 bestehenden Markt herrscht eine Hippie-, Techno-, Gothik- und Punk-Atmosphäre, "Der Underground ist an das Tageslicht getreten" könnte man sagen. Über 100.000 Menschen suchen das wilde Leben hier wöchentlich auf. Wer Außergewöhnliches, Überraschendes und Fetziges sucht, wird in der alternativen Szene garantiert fündig, denn hier gibt es Alles was das Trödelherz begehrt. Angeboten wird ein Potpourri aus Second-Hand Kleidung, Schallplatten und Kassetten, Antiquitäten, selbstgefertigtem Kunsthandwerk und jeder Menge Krimskrams – Vintage ist das Stichwort der Stunde. Und wer zwischen den vielen food-Ständen eine große Portion Mut mitbringt, kann sich spontan piercen oder tätowieren lassen.
© 18th Studio, Shutterstock
Chatuchak Weekend Markt (Bangkok, Thailand)
Sowohl bei Touristen als auch Einheimischen erfreut sich das geordnete Chaos des riesigen Chatuchak Weekend Marktes nach wie vor größter Beliebtheit. Gegenüber des Northern Bus Terminals gelegen, entfaltet sich hier auf über 100.00m2 das kreative Zentrum der thailändischen Hauptstadt. Mit über 15.000 Ständen zieht er täglich bis zu 300.000 Menschen an – das Angebot ist überwältigend und wer noch auf der Suche nach dem passenden Souvenir ist, wird hier sicher fündig. Seit 1980 ist der Chatuchak ein El Dorado für Schnäppchenjäger und Sammler. Zwischen Kleidung und Kunst, CDs und DVDs, Opiumpfeifen, Bonsaibäumen und Singvögeln laden die vielen Sois dazu ein, sich bewusst im Trubel zu verlieren.Die Mischung aus sprudelndem Konsum, verhandlungssicheren Thais, hipper Jugendkultur und auf Shopping-getrimmten Touristen ist belebend und erfrischend. Nichts für schwache Nerven ist die zoologische Abteilung – hier werden nach wie vor geschützte Tierarten verkauft.
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